Holotropes Atmen - Holotropic breathwork ™, Psychotherapeutische Praxis Meinolf Schnier
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Die Geschichte und Theorie der Holotropen Therapie

Die Holotrope Therapie ist von Stanislav und Christina Grof in den 70ger Jahren in ihren Grundzügen geschaffen und mit den Jahren immer mehr modifiziert worden, bis sie ihre heutige Form gefunden hat.
Stan Grof arbeitete über zwei Jahrzehnte an psychiatrischen Forschungsinstituten, zunachst in seiner Heimat in Prag und später auf Einladung als Assistenzprofessor in Baltimore in den USA. Er arbeitete dort psychotherapeutisch mit Unterstützung psychedelischer Substanzen, insbesondere dem LSD-25. Durch den unkontrollierten Gebrauch dieser Substanzen durch die Hippie-Generationen und den administrativen Reaktionen auf diesen Mißbrauch, wurde die psychedelische Therapie diskreditiert. Psychedelische Substanzen können als pharmakologisch unspezifische Katalysatoren verstanden werden, die das energetische Niveau der Person erhöhen und auf diese Weise die sonst unbewußten seelischen Vorgänge zu einer vollen bewußten Erfahrung werden lassen. Grof vergleicht diesen Vorgang mit dem Mikroskop für die Biologie und Medizin und dem Teleskop für die Astronomie: Reale Vorgänge mikrokosmischer und makrokosmischer Art werden auf diese Weise der menschlichen Erfahrung zugänglich.

Dieses einzigartige Instrument, mit Hilfe dessen es möglich geworden war, seelische Vorgänge zu studieren und für einen psychotherapeutischen Prozeß zugänglich zu machen, erwies sich als besonders erfolgreich. Der Verzicht auf psychedelische Substanzen erzeugte ein natürliches Interesse, nach Wegen und Mittel zu suchen, jene Vorgänge auch ohne die Zuhilfenahme psychedelischer Substanzen zu ermöglichen.

Dr. Grof und seine Frau, wie auch viele andere Forscher auf diesem Gebiet, machten sich mit anderen Kulturen bekannt und studierten die dort vorzufindenden spirituellen Systeme und Traditionen, so die tibetischen Schulen und süd-ostasiatischen Schulen des Buddhismus, die verschiedenen Yogasysteme Indiens, die schamanistischen Traditionen, die praktisch in allen alten Kulturen der Gegenwart und Vergangenheit zu finden sind, die Mysterienschulen des antiken Griechenland, die Schulen der Sufis und die mittelalterliche Mystik des Christentums.

Hervorstechend ist, dass praktisch in jeder lebendigen spirituellen Tradition der Gegenwart und Vergangenheit, in der die Erforschung des Geistes (bzw. des Bewußtseins) und die Heilung seelischer Störungen und körperlicher Krankheiten im Mittelpunkt des Interesses sich befinden, diese Beschäftigung mit veränderten Bewußtseinszuständen einhergehen. Veränderte Bewußtseinszustände rufen überdies immer auch eine Veränderung der Atmung hervor. Entweder wird die Atmung extrem verlangsamt oder extrem beschleunigt. Andere Schulen disziplinieren den Atem, indem die Atmung mit Hilfe von gleichmäßigem Zählen von Zahlen ebenmäßig gemacht wird. Selbst in unserem Alltag können wir beobachten, dass unterschiedliche emotionale Zustände mit der Veränderung unseres Atems einhergehen. Wenn wir intensive Freude empfinden, in Rage geraten oder von ganzem Herzen trauern und schluchzen, werden diese Gefühlsausdrücke immer mit einem vertieften und beschleunigten Atem begleitet. Dies ist der Grund dafür, dass in der Holotropen Therapie der Atem in seiner beschleunigten und vertieften Form genutzt wird und zur Anwendung kommt.

Eine weitere interessante Beobachtung konnte für die Holotrope Therapie nutzbar gemacht werden: In vielen spirituellen Disziplinen werden auf die eine oder andere Weise, Musik oder Gesänge induziert, um veränderte Bewußtseinszustände in der Gruppe herbeizuführen: der tibetische Obertongesang, die yogischen Mantragesänge, die christlich gregorianischen Gesänge, das Sufi-Chanting. Die schamanischen und indianischen Trommeln, die Trance induzierende Musik auf Bali, das Didgeridoo der australischen Aboriginis etc. Im Labor konnte überdies nachgewiesen werden, dass Musik und Gesang Einfluß auf die Gehirnwellen hat und auf diese Weise bewußtseinsverändernde Wirkung hervorbringt.

Aus diesem Grund wird der vertiefte und beschleunigte Atem in der Holotropen Therapie mit Musik begleitet, deren hervortretende Eigenschaft es ist, die intellektuellen Aktivitäten der Erfahrungssuchenden nicht zu unterstützen. Die Musik ist sowohl strukturiert, als auch dynamisch am Energieprozeß ausgerichtet. Die erste Phase gilt der kraftvollen Unterstützung, z.B. durch Trommelrhythmen, die in eine Trance induzierende Phase übergehen. Diese Phase führt schließlich zu einer dramatischen Durchbruchserfahrung, in der alte Traumata, die zu Bewußtsein kommen, wiedererlebt und die mit ihnen festssitzenden Emotionen abreagiert werden, um sie schließlich zu integrieren. Alsdann folgt die Phase des sich öffnenden Herzens, die schließlich zu einem meditativen Zustand führt.

Tauchen in diesem Prozeß alte chronische Verspannungen und Blockierungen auf, die sowohl den Atemprozeß als auch den Energiefluß behindern, macht sich die Holotrope Therapie die Druckmassage und andere körpertherapeutische Interventionen zunutze, um den Erfahrungssuchenden wieder in Fluß zu bringen.

Eine Holotrope Atemsitzung dauert zwischen 3 und 5 Stunden. Sie kann von Erfahrungen beherrscht werden, die entweder mit Inhalten aus dem biographischen Leben korrespondieren oder aber in Beziehung zu geburtlichen (perinatalen) und vorgeburtlichen (pränatalen) Erlebnissen stehen, die bis zur Empfängnis zurückgehen können. Es können sich ahnengeschichtliche oder phylogenetische Spuren einmischen, oder Erfahrungen des kollektiven Unbewußten oder rassische Merkmale im Erleben auftauchen.

Es ist möglich, dass Erfahrungen auftauchen, die andere Orte im Universum repräsentieren oder einer anderen Zeit in der Vergangenheit oder Zukunft angehören. Es ist auch möglich, dass durch die Erlebnisse Zeit und Raum transzendiert werden, dass Erfahrungen gemacht werden, die von den Erfahrungssuchenden als Erlebnisse vergangener Leben identifiziert werden, dass mythologische Szenerien, wie man sie in den großen Mythologien der Weltgeschichte findet, die Erfahrung beherrschen oder dass die Erfahrungssuchende sich mit den Protagonisten dieser Situationen identifizieren, seien dies Märchenwesen, Helden, Engel, Götter oder Göttinnen. Und schließlich ist es möglich, dass auch jede Art spiritueller Erlebnisse sich einstellen können bis hin zu der Erfahrung der kosmischen Einheit.

Letztlich beinhalten alle diese Erfahrungen wichtige Kenntnisse die mit dem Leben und dem Tod zusammenhängen und die Erfahrungssuchenden von neurotischen Symptomen, von existentiellen Problemen, und der Angst vor der Vergänglichkeit befreien. Wichtig ist zu betonen, dass diese Erfahrungen nicht gesucht werden, sondern ganz natürlich auftreten. Nicht jeder Teilnehmer wird alle Erfahrungen machen. Die Dynamik und das jeweilige Muster, die die Erfahrung bestimmen, stehen in Beziehung zum Erfahrungssuchenden und seinen offenen Gestalten, die nach Heilung drängen.

Alle Teilnehmer von Gruppen werden instruiert, sich geistig so zu verhalten, wie es in jeder spirituell - geistigen Tradition gelehrt wird: Greife nicht nach Erfahrungsinhalten, die nicht da sind und schiebe nichts fort, was erlebt werden möchte. Weder die Leiter, noch die Teilnehmer von Seminaren orientieren sich an Inhalten von Erfahrungen, sondern richten sich kontextuell aus, d.h. dass alles dafür getan wird, den Erfahrungsprozeß zu unterstützen, so dass zum Ende einer Sitzung, die Erfahrungssuchenden

  • sich stärker als zuvor bei sich selbst spüren
  • die ganze Prozedur als heilsam erleben
  • einerseits in Bezug auf psychosomatische Zustände,
  • andererseits bezogen auf den lebendigen emotionalen Ausdruck des eigenen Fühlens
  • dass echte Liebe, Mitgefühl und Klarheit im Denken zunehmen
  • die Beziehungen zu anderen Menschen sich vertiefen und befriedigender erlebt werden
  • dass sie lernen ihr eigenes Leben allgemein besser in die Hand zu nehmen, ihren Platz in der Welt finden und besser in ihr funktionieren, d.h. dass die Strategien für Erfolg in Beruf und Partnerschaft sich verbessern
  • der Sinn des eigenen Lebens nicht länger verborgen bleibt und
  • dass Leben wie auch die Vergngälichkeit wohlwollend angenommen werden

Nach den Sitzungen werden die Teilnehmer gebeten, nicht gleich über ihre Erfahrungen zu sprechen, sondern in Stille Mandalas zu ihren Erfahrungen zu malen. Es geht hier weniger um einen künstlerischen Ausdruck als mehr darum, sich eines Mediums zu bedienen, dass der Fülle und Form der unterschiedlichsten geistig-seelischen Erfahrungen gerechter wird als die linearisierte Sprache es vermag und in sich das Potential hat, Integration möglich werden zu lassen.
Später dienen die Mandalas im sogenannten Sharing den Teilnehmern, um ihre Erfahrungen mit anderen zu teilen.

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